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Quarantäne - im Luxusknast

Immer wenn ich am Kempinski Atlantic Hotel vorbei gegangen bin, musste ich an Udo Lindenberg denken. Das Leben in einem 5 Sterne Hotel - Ich stellte es mir großartig vor. Man kann den Zimmerservice anrufen, wann immer man will. Man hat keine Klingel, stattdessen ruft die Rezeption im Zimmer an, wenn Besuch kommt. Es gibt diese flauschigen Bademäntel und auf die Frage, wo man wohne, muss man keine Adresse sagen, man wohnt halt im Atlantic.

So, oder zumindest so ähnlich stellte ich mir unsere Quarantäne vor. Quarantäne im 5 Sterne Hotel eben. Man bekommt drei Mal am Tag Essen und kann natürlich immer, wenn man will noch etwas bestellen. Irgendjemand kümmert sich die ganze Zeit um unser Wohl. Mit dem kleinen, entscheidenen Unterschied, dass wir nicht auf die Alster gucken. Und wir das Zimmer nicht verlassen können.

Statt der Alster bekam ich die gewünschte Baustelle vor der Tür. Zu Hause war diese zwar die letzten zwei Jahre eher nervig, hier ist es eine gelungene Abwechslung. Wir beobachten wie der Sportplatz seine Form annimmt, die Tribüne ist fast fertig und die Planierraupe, fährt jeden Tag ein anderes Muster in die Fläche. Der Bagger muss den LKW aus dem Graben ziehen, die Anzugsträger kommen zur Besichtigung und die Frauen bringen Essen rum.

Auch die beiden Bahntrassen direkt vor unserem Fenster haben wir lieb gewonnen. Das Gewimmel an der Schranke, wenn der Zug sich laut hupend ankündigt und Hedi, die bei eben diesem Geräusch zum Fenster guckt, um den Zug zu beobachten. Ja, hier passiert so einiges vor unserer Tür.


Und sonst so? Mittlerweile ist Quarantäne Tag 10. Wir dürfen heute schon das vierte Mal raus. Das klingt gut. Defacto sitzen wir auf einer kleinen Dachterasse und dürfen uns auf den 10 qm bewegen. Hedi freut sich über die Blätter, die von den Pflanzen gefallen sind und über die Pfützen, die nach dem Blumengießen entstanden sind. Danach sieht sie aus wie Sau.


Das Essen bleibt im Tagesablauf ein Highligh. Die Freude darüber war allerdings in Woche eins, bedingt durch ein nicht wechselndes Menü in Woche zwei, deutlich größer. Aber Mango mit Sticky Rice, frische Frühlingsrollen und Papayasalat schmecken immer.

Und da war wieder dieser Vorteil mit dem 5 Sterne Hotel. Wir haben raus bekommen, dass wenn wir uns etwas anderes wünschen, als das, was auf der Menükarte steht, wir es auch einfach bekommen. Und ansonsten ist der Tagesablauf recht überschaubar: bis zum Mittag müssen mindestens 5000 Schritte gegangen, der Bademantel muss ausgezogen und die Zähne geputzt sein. Bis zum Abendessen werden dann die 10000 Schritte voll, eine Triningseinheit und eine Whirlpoolparty (Hedis persönliches Tageshighlight) gemacht.





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