Der letzte Abend ist vorbei. Die Koffer gepackt oder besser gepuzzelt. Was passt in welche Gefäße? Wo könnte noch ein Hohlraum sein? War es eine gute Idee sich ein neues Geschirrset zu kaufen? Und muss das alte T-Shirt wirklich mit zurück? Zumindest ist die Wäsche noch einmal frisch gewaschen. Kein Koffer wiegt über 32 kg und das Longboard ist noch mal mit einer Rolle Klebeband umwickelt.
Trotzdem schwirren mir kurz vor der Abreise so viele Fragen in meinem Kopf herum.
Reichen die Berge an Snacks für den Rückflug? Es gibt getrocknete Erdbeeren und Äpfel, Gummibärchen, Nudeln, Reiswaffeln, Quetschis, Porrige, Sticky Rice, Koala Kekse, Blaubeerkekse.
Gehen wir morgen noch zum Frühstück und mopsen wir einfach ein paar Sachen für die Brotdose?
Müssen wir wirklich um 6:00 Uhr aufstehen?
Schlafen die Kinder im Flug?
Wie viele Filme wird Hedi im Flugzeug gucken?
Fallen wir zuhause direkt ins Bett?
Und wie fühlte sich das eigene Bett noch mal an?
Wie fühlen sich 20 Grad noch mal an?
Wie wird der Alltag zuhause?
Wie kommt Patrick mit den beiden Kids zurecht?
Habe ich Lust wieder zu arbeiten?
Wie ging noch mal Fahrradfahren?
Versteht Hedi, dass wir keine Putzkräfte zuhause haben?
Wann wird Hedi fragen, wann wir weiter reisen?
Wann wird Brot wieder ganz normal in unserem Alltag Bestand haben?
Was kochen wir für Kalle?
Und wie ging es nochmal immer zu kochen?
Wie eigenartig wird es sich anfühlen, nicht mehr ein Zimmer zu teilen?
Wann wird Hedi fragen, ob das unser Fahrer/in sei?
Und wie war das nochmal mit dem Rechtsverkehr?
Wird mir die Kinderliebe fehlen oder freue ich mich über den genervten Gesichtsausdruck der Menschen zuhause?
Wie sollen wir die Arbeit neben unserem Leben und das als Familie organisieren?
Warum ist unsere Reisezeit zu Ende? (die Frage hat Hedi mir in den letzten Tage oft gestellt)
Wieviel Staub liegt unter unserem Bett?
Wo findet man eine tolle Putzkraft?
Wann geht es wieder nach Südafrika?
Versteht Kalle, dass das unser Zuhause ist?
Haben die Kinder überhaupt Kleidung für 20 Grad?
Wie wird Kalle den Buggy finden?
Wie fährt man mit zwei Kindern Fahrrad?
Ich freu mich auf zuhause, aber habe auch einen großen Respekt davor. Irgendwie wird es dann erst real zwei Kinder zu haben.
Heute Abend hatten wir noch eine bezaubernde Begegnung.
Vor 2 Jahren mussten wir Passfotos für unsere Visaverlängerung in Bangkok machen lassen. Wir begegneten einer entzückenden älteren Frau, die nicht nur Fotos machte, sondern uns umsorgte. Einige erinnern vielleicht den Artikel von damals. https://www.suppezumfruehstueck.com/post/besuch-bei-der-oma
Heute gingen wir an dem Fotostudio vorbei und entdeckten Hedis Foto als Werbung im Schaufenster.
Ich ging mit Hedi rein, um die Geschichte zu erzählen. Doch das musste ich gar nicht. Wir wurden sofort erkannt und die Kinder gedrückt und geherzt. Es war so ein schöner Moment und könnte kein besserer Abschluss dieser Reise gewesen sein.
Jetzt heißt es all die kleinen Momente in kleine Erinnerungssäckchen packen. Sie bleiben darin so präsent und lassen einen tief durchatmen, wenn man mal im Alltag stecken bleibt.
Ich muss immer wieder an unser Gespräch mit dem Bankberater vor über zehn Jahren denken, als wir sagten: "wir haben unser Geld in Erinnerungen investiert." Seine Antwort war: "Besser können Sie es nicht anlegen."
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